ILLEGALE DRUCKEREI DER SAP
In diesem Haus war 1933 die illegale Druk-
kerei der Sozialistischen Arbeiterpartei.
Hier druckten Michael und Hermann Pritzl,
Hans und Richard Stoll, Walter Becker und
Anni Bartels den „Spartakusbrief“, der in
ganz Norddeutschland verteilt wurde.
Nach Verrat wurde Richard Stoll zu 2½
Jahren Gefängnis verurteilt und später zum
Strafbataillon 999 eingezogen. Die anderen
konnten nach Dänemark fliehen. Nach der
Besetzung wurde M. Pritzl an die Gestapo
Hamburg ausgeliefert und zu mehreren
Jahren Gefängnis verurteilt. H. Stoll kam
bei der Flucht nach Schweden ums Leben.
EV. -LUTH. AUFERSTEHUNGSKIRCHE
Dieses Gemeindezentrum wurde 1913
von Camillo Günther entworfen
und von 1916 bis 1927 errichtet.
Die Kirche konnte 1920 eingeweiht werden.
Sie ist eine Betonkonstruktion,
die Außenhaut besteht aus Klinkern.
In Innern des Kuppelbaues
umfangen freitragende Emporen den Raum,
ein eigener Altarbereich ist angefügt,
die Kanzel ist in die Gemeinde gerückt.
Das Mosaik an der Altarwand
sowie das hölzerne Abendmahlrelief
schufen Axel Bünz bzw. Richard Kuöhl.
HANDWERKSKAMMER
Erbaut 1912-15 als „Gewerbehaus“ durch
den Hamburger Baudirektor Fritz Schumacher
für die Selbstverwaltung des Hamburger
Handwerks.
Backsteinbauweise und Giebel greifen die
Bautradition alt-hamburgischer Bürgerhäuser
auf. Die sechs Skulpturen von Oskar Ulmer,
Personifikationen verschiedener Handwerke,
verweisen auf Zweckbestimmung des
Gebäudes.
Das Innere wurde für die Handwerkskammer
und die Innungen in zwei Bereiche mit
je einem eigenen Treppenhaus geteilt.
EV.-LUTH. SIMON-PETRUS-KIRCHE
Dieser Kirchenbau entstand 1963-64
nach Plänen von G. Köster & D. Stübing.
Er ergänzte Gemeindebauten von 1952-53.
Auf achteckigem Grundriss erheben sich
in Betonrahmen eingespannte Wände.
Lichtbänder aus farbigem Betonglas,
geschaffen von Diether Kressel,
umschließen die Wandscheiben.
Der Innenraum, ein einheitlicher Saal,
wird durch das farbige Licht bestimmt.
Ein überdachter Laufgang verbindet
das Kirchengebäude mit dem Turm,
der als Orientierungspunkt wirkt.
HEIN-HOYER-STRAßE 44-48
Dieses Wohnhaus gehört
zu den ältesten erhaltenen Bauwerken
der in den Napoleonischen Kriegen
1813 zerstörten Vorstadt,
deren Wiederaufbau
nach dem Wiener Kongreß 1815 einsetzte.
Die Dreitürengruppe ist
charakteristisch für das „Sahlhaus“,
den vorindustriellen Typ
des Mietwohnhauses in Hamburg.
Sparsam wird es
mit klassizistischen Elementen
wie dem Dreiecksgiebel aufgewertet.
HERRENGRABENFLEET
1499 als westlicher Verteidigungsgraben
parallel zum heutigen Alsterfleet angelegt,
1547 verbreitert und nach Nordosten durch
das später sogenannte Bleichenfleet ver-
längert. Zum besseren Schutz der Stadt
(heute Hamburg-Altstadt) wurde 1475-1547
unmittelbar vor die alten Stadtgräben des
13. und 14. Jhs. eine neue Befestigungs-
linie mit starken Wällen und tiefen Gräben
gezogen.
Der Name des Fleets ist vermutlich auf
das Nutzungsrecht der Ratsherren zurück-
zuführen.
ZEUGHAUSMARKT
Der Markt am ehemaligen Millerntor
erhielt seinen Namen von dem Artillerie-
zeughaus, das 1661-1826 an der Stelle
der Englischen Kirche stand.
Nach der Auflösung Hamburgs als Festung
um 1820 wurde der Platz neu gestaltet:
An der Nord- und Westseite entstand
1823-27 eine einheitliche klassizisti-
sche Randbebauung, entworfen von Carl
Ludwig Wimmel. Von ihr zeugen noch die
Häuser Nr. 33-38.
Die Nordwestecke wurde durch eine breite,
bebaute Zufahrt zum Millerntor erweitert,
durch die heute die Ost-West-Straße führt.
COLONNADEN
Die Straße Colonnaden wurde zur direkten
Verbindung von Jungfernstieg und Dammtor,
vor allem aber zur Erschließung von unbe-
bauten Hofflächen 1876-77 durch private
Unternehmer unter der Führung von Ernst
und Adolph Wex angelegt. Ihr mußten die
letzten Reste des alten Stadttheaters am
Gänsemarkt weichen.
Die Colonnaden wurden bis 1879 mit herr-
schaftlichen Etagenhäusern bebaut.
Die 1974-77 zur Fußgängerzone umgestaltete
Straße ist ein Denkmal der Gründerzeit.
GYMNASIUM CASPAR-VOGHT-STRAßE 54
Die ehemalige Oberrealschule entstand
1929-31 nach Plänen von Fritz Schumacher.
Der Zweiflügelbau mit dem Treppenturm im
Hofwinkel zeigt Annäherung an die Formen-
sprache des „Neuen Bauens“. Schumachers
Schulbauten sind als städtebauliche und
kulturelle Kristallisationskerne der
neuen Wohnviertel sorgfältig gestaltet
und teilweise besonders ausgestattet: Im
ehemaligen Gymnastiksaal ist ein Gemälde
von Anita Rée erhalten, das in der mythi-
schen Gestalt von Orpheus die Wirkung
der Musik veranschaulicht. Das Gebäude
wird heute als Ballettzentrum genutzt.
ST. PAULI HAFENSTRASSE
1857-59 wurde die Hafenstraße am Elb-
ufer St. Paulis zwischen Landungsbrücken
und Pinnasberg gebaut. Dafür mussten die
am Geesthang gelegenen Fabriken, Werften,
Speicher und Wohnhäuser abgerissen werden.
Zwei 1862 gebaute Steintreppen führen zur
Straße hinab.
Von den historischen Etagenhäusern an
der Nordseite, die zusammen mit den Wohn-
häusern der parallelen Bernhard-Nocht-
Straße das Elbufer-Panorama St. Paulis
bestimmten, sind nur noch wenige erhalten.
1981-83 Neubau der Elbuferstraße.